Branddirektion kündigt neues Prioritätenprogramm für Sanierung und Neubauten an
Frankfurt – Ein viertes millionenschweres Bauprogramm ist für die Feuerwehrhäuser in der Stadt notwendig. Die Stadtverordneten sollen es Anfang des neuen Jahres beschließen. Zuletzt hatte der Technische Prüfdienst den Zustand von 19 der 40 Unterkünfte von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren als mangelhaft eingestuft.
Dennoch betont der Leiter der Branddirektion, Markus Röck: „Wir haben schon relativ lange einen guten Standard.“ Dass Häuser nach Jahrzehnten erneuert werden müssten, sei normal – besonders jene von Berufsfeuerwehr und Rettungsdienst, die im Rund-um-Uhr-Betrieb extrem beansprucht werden. Auch seien Anforderungen, etwa an den Arbeitsschutz, gestiegen und die Fahrzeuge würden immer größer.
Platznot: Messe hilft der Feuerwehr aus
Im Vergleich sei die Lage in Frankfurt sogar gut: 2001 genehmigten die Stadtverordneten den ersten von fünf Teilen eines Prioritätenprogramms zum Um- und Neubau der Gebäude der Freiwilligen Wehren. Binnen 25 Jahren flossen rund 197 Millionen Euro für Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehren. Die Hälfte der 26 Häuser der Ehrenamtlichen sind inzwischen erneuert. „Eine gute Feuerwehrstruktur ist eine Versicherung für die Bevölkerung der Stadt“, erinnert Röck.
Doch konnten nur in neun der 19 zuletzt als mangelhaft eingestuften Gebäude die Mängel beseitigt werden. In anderen müssen nun „Handlungsempfehlungen“ die Arbeitssicherheit gewährleisten. Daher wird bei der Berufsfeuerwehr als Nächstes die älteste Wache, die Wache 2 in der Heinrichstraße im Gallus von 1901, angegangen: Sie soll ab 2027 großteils neu gebaut werden. Die Einsatzkräfte ziehen zum Teil in die Wache 2a, die derzeit am Kurfürstenplatz in Bockenheim revitalisiert wird.
Da der Standort aber von Hauptbahnhof und Messe zu weit weg ist, suchte die Branddirektion jahrelang eine näher gelegenen Lösung. Nach vielen Absagen hilft nun die Messe: Sie stellt den Teil eines Logistikhofs nahe der Europaallee zur Verfügung. „Wir sind der Messe dafür maximal dankbar“, sagt Röck. Dort soll bis Ende 2026 eine Interimswache in Containerbauweise entstehen. Die kann danach noch zweimal umgesetzt werden, um bei Folgeprojekten als Ausweichwache zu dienen, erklärt der Branddirektor. Denn auch ein Ersatz für die Wache 40 im Osthafen wird nötig, ebenso zwei Neubauten im Nordwesten, und es braucht ein Katastrophenschutzlager.
Wohnraum für Einsatzkräfte
In der Heinrichstraße und am Kurfürstenplatz will die Feuerwehr ein weiteres Problem angehen: Wohnraummangel. In Bockenheim entstehen 14 Wohnungen über der Wache, im Gallus 41 und ein Boardinghaus für 30 Bewohner, etwa Feuerwehr-Azubis. Auf die ABG-Wohnungen zu ortsüblichen Mieten sollen Feuerwehrangehörige zuerst Zugriff haben. Bisher könnten sich viele den Wohnsitz Frankfurt nicht leisten, so Röck. Dabei wäre es wichtig, auf sie bei großen Unglücken schnell zugreifen zu können. „Wenn ich 30, 40 Leute mehr in der Stadt hätte, würde uns das resilienter machen.“
Für die Freiwilligen Feuerwehren sei ein neues Haus pro Jahr das Ziel, erklärt der Feuerwehrchef. „Das muss uns erstmal jemand nachmachen.“ Im November ging ein Neubau in Griesheim in Betrieb, nächstes Jahr soll in Oberrad für 5,7 Millionen Euro gebaut werden. Was danach folge, werde noch geprüft. Der Zustand der Häuser etwa in Harheim und Bonames spiele ebenso eine Rolle wie die Bedarfe der örtlichen Wehren.
Es gebe „gute Unterstützung“ von der Stadtpolitik, lobt Röck. „Wir konnten noch kein Projekt nicht umsetzen, weil wir kein Geld hatten.“ Viel öfter bremst ihn der Mangel an Grundstücken. Das erlebt die Branddirektion gerade in der östlichen Innenstadt. Dort sei eine weitere Feuerwache nötig, um wegen der vielen Baustellen weiter überall die Hilfsfristen einhalten zu können, sagt der Branddirektor. Allein: Ein Grundstück im Bereich östliche Zeil, Seilerstraße oder Friedberger Tor sucht er seit Monaten. DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN
KOMMENTAR
Die Feuerwehr braucht maximale Unterstützung
Die Stadtpolitik bietet immer wieder Anlass, über deren Kurzsichtigkeit zu schimpfen. Dass die Stadtverordneten auch nachhaltig handeln können, zeigt sich bei der Feuerwehr. Seit zweieinhalb Jahrzehnten lenken sie kontinuierlich viel Geld in die Strukturen der Brandbekämpfer und Retter, meist sogar einstimmig. Sie haben verstanden, dass Feuerwehr und Rettungsdienst essenzielle Daseinsvorsorge bieten. Wer es nicht versteht, kann es jeden Tag in den Nachrichten sehen. Wenn sich in der Ukraine wieder die Feuerwehr- und Rettungskräfte nach jedem russischen Angriff um die Opfer kümmern, mitten im Krieg. Ja, das mag weit weg sein. Doch schläft jeder Frankfurter besser, wenn er weiß, dass die Feuerwehr bestmöglich aufgestellt ist. Ordnungsdezernentin und Kämmerer wissen das, machen für die Branddirektion finanziell alles möglich, auch die Messe hilft nun, stark! Doch haben es in der Stadtregierung noch lange nicht alle verstanden. Welch ein Armutszeugnis, wenn die Branddirektion jahrelang Klinken putzen muss, um Grundstücke für neue oder gar nur vorübergehende Wachen zu finden, obwohl städtische Flächen etwa im Gallus oder Ostend ewig brach liegen. Und den Rettern wird dennoch der Zugriff verwehrt. Die Stadtverordneten haben die Wichtigkeit der Feuerwehr verstanden. Da ist es fatal, wenn einzelne im Magistrat die Sicherheit von uns allen aufs Spiel setzen.