Kreisfeuerwehrverband
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54 Verletzte bei Chemieunfall

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Bei einem Chemieunfall in Frankfurt sind am Freitagvormittag 54 Menschen verletzt worden. Nach ersten Ermittlungen von Feuerwehr und Polizei hatte ein Arbeiter auf dem Gelände eines Chemikalienhandels im Stadtteil Fechenheim Salzsäure aus einem Tankwagen in einen falschen Stutzen geleitet. Dort reagierte die Säure sofort heftig mit Chlorlauge (Hypochlorit), so dass eine unsichtbare Wolke giftigen Chlorgases entstand. Wegen der geringen Windgeschwindigkeit löste sich die Wolke nur langsam auf, so dass etliche Menschen starke Atembeschwerden und Husten erleiden mussten.

Ein Opfer gilt den Rettungskräften als schwer verletzt. Es handelt sich um den Mann, der möglicherweise den verheerenden Fehler begangen hat. Wegen seiner Verletzungen konnte er zunächst nicht

vernommen werden, wie ein Polizeisprecher erklärte. Der Mann schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Die über 50 Verletzten wurden zunächst von Notärzten und Sanitätern vor Ort behandelt, schließlich aber in umliegende Krankenhäuser verlegt, aus denen die ersten nach wenigen Stunden wieder entlassen wurden. Einige waren aus Atemnot zusammengebrochen. Laut Feuerwehr haben sich noch 40 weitere Menschen mit leichteren Beschwerden gemeldet.

Der Frankfurter Feuerwehrchef Reinhard Ries lobte die Umsicht und das schnelle Handeln der Beschäftigten des Chemikalienhändlers Brenntag GmbH, die den Stutzen schnell wieder verschlossen und die Zuleitungen sperrten. "Sie haben wesentlich Schlimmeres verhindert." Auch die technischen Einrichtungen und das Alarmsystem hätten hervorragend funktioniert. Die Feuerwehr hatte während des Einsatzes laufend die Luft untersucht und keine Gefährdung der Bevölkerung festgestellt.

Unternehmenssprecher Hubertus Spethmann kündigte am Freitag eine genaue Untersuchung des Vorfalls an. Die in Mülheim an der Ruhr sitzende Brenntag GmbH sieht sich als weltweit führender Distributionspartner der Chemie-Industrie mit höchsten Sicherheitsstandards. In den vergangenen zehn Jahren seien
allein bei den deutschen Niederlassungen 120 Millionen Euro investiert worden, heißt es in der Selbstdarstellung des Handelshauses.

Das Unglück im Industriegebiet des Stadtteils Fechenheim ereignete sich laut Feuerwehr gegen 10.30 Uhr. Umliegende Gebäude wurden geräumt und die Gegend weiträumig abgesperrt. Davon waren auch mehrere Hauptverkehrsstraßen im Frankfurter Osten betroffen, so dass sich schnell größere Staus bildeten. Über Rundfunk-Warnmeldungen wurde die Bevölkerung aufgefordert, die Häuser nicht zu verlassen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Warnungen wurden nach etwa zwei Stunden aufgehoben.

Die Frankfurter Berufsfeuerwehr war nach jüngsten Angaben mit rund 120 Leuten vor Ort. Sie trugen bei ihren Arbeiten Vollschutzanzüge und schweres Atemschutzgerät. Auch mehrere freiwillige Feuerwehren waren alarmiert worden. Dazu kamen noch etliche Rettungsdienste und die Polizei, die mit einem Hubschrauber das Geschehen von oben beobachtete. "Wir sind an einem deutlich schlimmeren Unfall vorbeigeschrammt. Es hätten leicht auch doppelt so viele Verletzte werden können", meinte ein Polizeisprecher. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungsorganisationen habe hervorragend geklappt.