Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

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Fehlendes Personal bringt Retter in Not

Berufsfeuerwehr hat 320 Stellen zu wenig - Kapazitäten reichen für Einsätze nicht mehr aus

An einer Kreuzung ist es zu einem Unfall mit einem Notarztwagen gekommen. Der Fahrer des anderen Wagens wurde dabei verletzt. FOTO: dpaFrankfurt  Die Frankfurter Feuerwehr benötigt 320 weitere Personalstellen. Nur so könne die Überlastung von Brandschützern und Rettern überwunden werden, betont die Branddirektion. Seit Jahren hat die Stadtpolitik den Stellenplan zementiert - was die Retter selbst in Not bringt.

Die hohe Zahl wirkt im ersten Moment wie Sprengstoff für die anstehenden Haushaltsverhandlungen im Römer. Wohl auch deshalb scheute sich die Leitung der Branddirektion um ihren Chef Karl-Heinz Frank lange, die Summe zu benennen. Doch arbeiten die Einsatzkräfte am Limit. Zuletzt sank die Quote, in der der Rettungsdienst die Hilfsfrist von zehn Minuten einhalten muss, unter die gesetzliche Vorgabe von 90 Prozent. „Es gibt zu viele Einsätze für unsere Kapazität“, warnt Feuerwehr-Vize Markus Röck. Vorgabe für die Feuerwehr ist, bei Bränden sogar binnen fünf Fahrminuten jeden Einsatzort im bebauten Stadtgebiet zu erreichen.

„Wir haben seit den Neunzigerjahren die gleiche Anzahl an Funktionen und Köpfen zugewiesen, obwohl die Stadt um 100 000 Einwohner gewachsen ist und damit die Menge an Aufgaben“, erklärt Branddirektor Frank die Ursache. „Die Feuerwehr ist in den vergangenen Jahrzehnten nicht mitgewachsen, anders als in anderen Städten“, sagt Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP).

Das Problem ist bekannt: Bereits 2019 gaben die Stadtverordneten der Branddirektion - mit mehr als 1200 Mitarbeitern eine der größten Behörden der Stadt - deshalb den Auftrag, mehr Personal aufzubauen. Doch die benötigten Stellen wurden bisher nicht im Stellenplan der Stadt vorgesehen. Auch daraus resultiere der inzwischen auf 320 Stellen gekletterte Bedarf, erklärt Röck.

Nur als kurzer Übergang gedacht 

Das Personal hat die Feuerwehr schon zum Teil aufgebaut, wie beauftragt, und im Einsatz. Möglich macht das eine besondere Konstruktion: Nach der Ausbildung wird jeder Feuerwehrmann auf einer so genannten Hilfsstelle weiterbeschäftigt, bis eine reguläre Stelle frei ist. Das war früher stets nur als kurze Übergangsphase gedacht, hat sich aber zum Dauerzustand entwickelt. 

Darunter leiden junge Berufsfeuerwehrleute: Sie können auf den Hilfsstellen nicht befördert werden, was nicht nur die Motivation senkt, sondern langfristig den Verdienst stark mindert. So werden die Jobs zunehmend unattraktiv. „Wir müssen jetzt handeln, um die Probleme noch lösbar zu halten“, schlägt Markus Röck Alarm. Denn: „Wir haben einen erheblichen Aufgabenzuwachs“, sagt Karl-Heinz Frank. 

So müssen die städtischen Retter viel öfter als früher die anderen fünf Rettungsdienstbetreiber unterstützen. Die leiden unter zu vielen Bagatelleinsätzen sowie Personalmangel - ein bundesweites Problem. Hinzu kommen spontane Großaufgaben wie die Flüchtlingskoordination und die Corona-Pandemie, neue Aufgaben wie die Planung von Straßenumbauten für die Verkehrswende. Zuletzt gaben die Stadtverordneten im Dezember ein besseres Krisenmanagement in Auftrag. 

Die Zusatzarbeit lastet auf den Schultern einer seit 30 Jahren nahezu gleich großen Belegschaft. „Dass das System noch einigermaßen funktioniert, liegt daran, dass seit vielen Jahren eine extrem hohe Zahl an Überstunden geleistet wird“, lobt Feuerwehrdezernentin Rinn, „und an der besonderen Haltung und dem Berufsethos der Einsatzkräfte.“

Um wieder genug Personal zu haben und die Hilfsfrist einhalten zu können, müsse die Feuerwehr die Ausbildung von Notfallsanitätern von 18 auf 30 pro Jahr aufstocken, erklärt Röck. Die Quote der Feuerwehrleute, die auch zu Notfallsanitätern ausgebildet werden, soll von einem Drittel auf 50 Prozent steigen. „Die Ausbildung ist das Nadelöhr“, so der Vize. Um das zu lösen, drängt die Branddirektion seit 2009 auf den Ausbau der Feuerwehr-Akademie. 

Die 320 Stellen können demnach gestreckt über einige Jahre in den Stellenplan kommen. Das wurde schon 2019 so beschlossen, bisher aber nicht umgesetzt. Bloß 34 Stellen für die völlig überlastete Leitstelle stockte das Parlament im vorigen Jahr auf. Sechs Stellen hat die Branddirektion aktuell auch für die Koordination von Baustellen auf Straßen sowie Straßenplanungen beantragt.

Rinn will Personalaufbau bis 2030 vorschlagen

Als nächstes seien 22 Stellen für zwei weitere Rettungswagen nötig, sagt Röck. Die Rettungsdienstarbeit belastet dabei den Stadt-Haushalt nicht einmal, da die Krankenkassen diese Kosten komplett erstatten. 

Nach Gesprächen mit Kämmerer Bastian Bergerhoff (Grüne) kündigt Dezernentin Rinn nun an, der Magistrat wolle ein Konzept zum Personalaufbau bis 2030 erarbeiten und den Stadtverordneten vorschlagen, einen ersten Teil bereits im Haushalt 2024/25 zu realisieren. „Der Magistrat erkennt die Dringlichkeit der Situation“, sagt Rinn. Die Branddirektion müsse mit den personellen Ressourcen für einen auch in Zukunft wirkungsvollen Bevölkerungsschutz in der Stadt ausgestattet werden. Kurzfristig soll es schon sieben Stellen für Notfallsanitäter geben, erklärt die Dezernentin. Damit will die Berufsfeuerwehr die überlasteten Rettungsdienstmitarbeiter entlasten. „Für diese schnelle und konstruktive Unterstützung bin ich Bastian Bergerhoff dankbar“, sagt Rinn. An die Stadtverordneten appelliert Branddirektor Frank: „Wir müssen jetzt etwas tun, damit das System stabil bleibt.“ Dennis Pfeiffer-Goldmann

 

KOMMENTAR


Schluss mit dem Desinteresse an der Sicherheit

VON DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN

Bisher lebt es sich in Frankfurt sicher. Binnen zehn Minuten kommen Rettungsdienst und Feuerwehr, wenn es brennt oder anderweitig wirklich ernst ist. An diese Sicherheit aber legen die Stadtverordneten seit fünf Jahren die Axt an und halten die Feuerwehr personell klein. Ob da Absicht dahinter steckt? Womöglich sogar nicht einmal.

Das Lob für die Feuerwehr gehört zu jeder Sonntagsrede. Doch seit dem Grundsatzbeschluss von 2019 haben es inzwischen zwei Koalitionen im Römer bei diesen schönen Worten belassen. Denn was Geld kostet, die dringend nötigen Stellen, gab es nicht. Mehr Stellen gönnt die aktuelle Koalition lieber allen voran Sylvia Weber (SPD). Diese Dezernentin kriegt es trotzdem nicht hin, sondern lässt die Schulen immer weiter verkommen. 

Muss die Feuerwehr etwa auch erst so vor die Hunde gehen, damit die Politik reagiert? Bisher funktioniert die Branddirektion wie ein Uhrwerk. Die Frauen und Männer von der Berufsfeuerwehr geben alles, gleichen jede Personalnot aus. So viel Berufsethos gebietet höchsten Respekt. Es ist eine Unverschämtheit, dass schon die zweite Koalition diese Leistung mit ihrem Desinteresse und ihrem Nichtstun derart geringschätzt.

Die Folgen werden längst auch für die Bürger real unangenehm, wenn nämlich die Retter ihre Hilfsfrist nicht mehr einhalten können. Das politische Desinteresse an Sicherheit für die Bürger bringt faktisch Menschenleben in Gefahr. Das müssen die Stadtverordneten ändern - und zwar schnell wie die Feuerwehr.

Deutsche Feuerwehr-Zeitung - neue Ausgabe online!

Deutsche Feuerwehr-Zeitung / Auflage Februar 2024 erschienen

Berlin. - Der DFV hat die nächste Monatsausgabe der Deutschen Feuerwehrzeitung mit vielen interessanten Beiträgen herausgegeben.

Folgende Themen werden in der aktuellen Ausgabe behandelt:

  • Umfrage unter Feuerwehrangehörigen: Beleidigungen und Bedrohungen trauriger Alltag im Einsatz
  • Gewalt gegen Einsatzkräfte: DFV-Präsident fordert Ausnutzung der juristischen Möglichkeiten
  • Fachsymposium: Feuerwehr und Brandschutz in historischen Filmen
  • Neujahrsempfang des Bundespräsidenten
  • DFV-Präsident fordert verbesserte Ausstattung für Katastrophenschutz
  • Deutsch-französisches Spitzentreffen
  • Fachempfehlung: Brandbekämpfung in Holzpelletlagern
  • DFV begrüßt Verkaufsverbot von Himmelslaternen
  • 10. Symposium »Hilfe für Helfer«
  • Neuer Feuerwehr-Podcast
  • Trauer um Wolfgang Schäuble
  • »Sicherheit durch Vorsorge – Naturgefahren im Fokus«
  • Seit 20 Jahren Sonderkonditionen für Feuerwehrangehörige
  • Berichte aus der DFV-Arbeit
  • Solide Tipps zur Umstellung auf PFAS-Alternativen
  • 60 Jahre Deutsche Jugendfeuerwehr
  • Zehn Prozent Feuerwehr-Rabatt für Videokonferenzsystem
  • EGRED 2: Mehr Sicherheit beim Einsatz von Drohnen
  • Deutsch-polnische Zusammenarbeit
  • DSEE-Seminar zum Steuerrecht
  • Zukunftstag 2024

[Hier] in unserem Downloadportal finden Sie die Ausgaben der DFZ - Deutschen Feuerwehrzeitung unter "Publikationen DFZ / Deutsche Feuerwehrzeitung" auch zum nachträglichen Nachlesen - viel Spaß!

Spaß haben und vorsorgen - Tipps für die "tollen Tage"

Die "tollen Tage" kommen: Zwölf Sicherheitstipps der Feuerwehr

Berlin/Frankfurt am Main. - Deutschlands Jecken starten durch: Im Rheinland und in anderen Regionen reiht sich aktuell Sitzung an Sitzung - den Höhepunkt jedoch findet die närrische Saison dann mit den großen Umzügen an den „tollen Tagen“.

Bild: DFV

Der Deutsche Feuerwehrverband und der Kreisfeuerwehrverband Frankfurt am Main raten zur Umsicht in der närrischen Saison

Damit die pure Lebensfreude nicht durch Unfälle und Brände getrübt wird, gibt Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), zwölf Sicherheitstipps für Fastnachtssitzung, Privatparty und Karnevalsumzug:

  1. Tragen Sie keine Masken oder Kostüme aus leicht brennbarem Material. Achten Sie beim Kauf von Luftschlangen und Girlanden auf schwer entflammbare Produkte. Sie erkennen diese am Aufdruck „B1“.
  2. Bringen Sie beim Schmücken Ihres Partyraumes Dekorationsmaterial nicht in unmittelbarer Nähe von Glühbirnen, Heizstrahlern, Kerzen oder anderen heißen Gegenständen an.
  3. Seien sie vorsichtig mit offenem Feuer in dekorierten Räumen. Bringen Sie Kerzen und Lampions so an, dass sie vor dem närrischen Treiben sicher sind.
  4. Stellen Sie Aschenbecher auf, und leeren Sie deren Inhalt nur in Blecheimer.
  5. Kennzeichnen Sie Notausgänge deutlich und stellen Sie sie nicht zu.
  6. Halten Sie Löschmittel bereit: Feuerlöscher oder Eimer mit Wasser.
  7. Informieren Sie sich im Vorfeld und auch während der Veranstaltung über die Wetterlage. Smartphone-Apps wie NINA oder KatWarn sind hierbei genauso hilfreiche Mittel wie die App des Deutschen Wetterdienstes.
  8. Auch wenn es bei der Jagd nach „Kamelle“ und anderem Wurfmaterial heiß hergeht – halten Sie bei Umzügen ausreichenden Abstand zu den Festwagen. Achten Sie besonders auf Kinder!
  9. Genießen Sie Alkohol in Maßen. Unfälle und Erkrankungen durch Trunkenheit sind die häufigsten Ursachen für Einsätze des Rettungsdienstes im Umfeld von Festveranstaltungen – etwa nach dem Sturz in Glasscherben.
  10. Parken Sie verantwortungsbewusst und halten Sie die Rettungswege frei!
  11. Viele Feuerwehren helfen ehrenamtlich beim Ablauf und der Absicherung von Karnevalsumzügen mit. Bitte unterstützen Sie diese Einsatzkräfte, indem Sie sie nicht bei ihrer Arbeit behindern.
  12. Ob Feuer, Verkehrsunfall oder rettungsdienstlicher Notfall: Alarmieren Sie die Feuerwehr über den kostenfreien Notruf 112.

KFV-Support: Hilfe & Tips für Feuerwehrvereine

#DSEEerklärt: Seminar zum Steuerrecht

Berlin. - Für kleine Vereine mit begrenzten Ressourcen gestaltet sich die Anwendung des Steuerrechts oft mühsam.

Bild: DFVDie Online-Seminare #DSEEerklärt der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt bieten praxisnahe Einblicke in Steuergrundlagen, beleuchten die Bedeutung der vier Sphären der Gemeinnützigkeit und vermitteln rechtssichere Methoden für Rücklagenbildung, geben Tipps zur Vorbereitung der Steuererklärung und erläutern Vor- und Nachteile von Buchhaltungssoftware.

  • 27. Februar, 17–18.15 Uhr: Steuern verstehen, ohne am Rad zu drehen – Tipps und Grundlagen für Vereine
  • 28. Februar, 17–18.15 Uhr: Schritt für Schritt ins Steuerglück? Die Steuererklärung für kleine Vereine

-> Hier anmelden: https://www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de/aktuelles/steuern-grundlagen-und-praxistipps-zu-steuerrecht-und-steuererklaerung/ 

 

KFV-News: Neues aus "Recht und Gesetz"

DFV begrüßt Verkaufsverbot von Himmelslaternen

Berlin. - Einmal losgeflogen, sind sie unlenkbar: Himmelslaternen, auch Wunschlaternen oder Glücksballons genannt, steigen durch Heißluft auf und folgen dem Wind – und landen ebenso unkontrolliert am Boden. 

Bild: DFV

Verordnung schließt nun bundesweit die Lücke zwischen Verwendungsverbot und vorhandenen Kaufmöglichkeiten

Da sie für den Antrieb offenes Feuer nutzen, stellen sie ein Brandrisiko dar. Bislang gab es zwar ein Verbot, die „unbemannten ballonartigen Flugleuchtkörper“ zu verwenden; der Verkauf war jedoch nicht verboten. Vor allem im Onlinehandel fehlte es an Hinweisen zum Nutzungsverbot. „Nun hat der Gesetzgeber mit der Änderung der 15. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz diese Lücke geschlossen und mehr Sicherheit geschaffen“, begrüßt Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), die Änderung der juristischen Grundlage.

Der Deutsche Feuerwehrverband hatte bereits vor 15 Jahren auf die Gefahren der unsteuerbaren Ballons hingewiesen. Die Flugkörper schweben mehrere Kilometer weit und sollen Höhen von bis zu 400 Metern erreichen. 2009 war in Siegen (NRW) ein Zehnjähriger bei einem durch eine Himmelslaterne ausgelösten Feuer ums Leben gekommen. Der Brand im Krefelder Zoo in der Silvesternacht 2019/2020 wurde ebenfalls durch eine herabgestürzte Himmelslaterne verursacht. Aufgrund ihrer Bauart und der verwendeten Materialien gehe von ihnen eine erhebliche Gefahr aus, sie gefährdeten zudem den Flugverkehr, heißt es in der amtlichen Begründung zur Verordnung. Diese ist heute am Tag nach der Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft getreten.